Kaum eine Technik ist wohl so sehr mit dem MMA verbunden wie das Ground and Pound. Einerseits eine sehr umstrittene Technik für Laien, da diese meist nur sehen, dass eine Person am Boden eine andere am Boden befindliche Person mit Schlägen oder Ellebogentechniken attackiert, andererseits auch eine sehr neue Technik, welche in den meisten traditonellen Kampfsportarten eher unbekannt ist und sich erst mit dem Auftauchen von MMA-Kämpfen etablierte.
Beim Ground and Pound ist es wichtig, dass der Gegner erst durch einen Wurf oder Knockdown zu Boden gebracht wird, um dort dann mit Schlägen, Ellebogen und Hammerfists aus der Oberlage attackiert werden zu können. Die attackierende Person befindet sich dann meist in einer Grapplingposition wie der Guard, Sidemount, Halfguard, Mount oder Backmount. Ziel ist es entweder den Gegner kampfunfähig (TKO) zu machen, Vorteile durch Dominanz auf den Punktezetteln zu gewinnen oder seine Position zu verbessern, sodass man entweder eine noch bessere Position einnehmen oder einen Aufgabegriff anbringen kann. Wichtig vor Allem für Laien ist aber auch zu erwähnen, dass die Schläge am Boden längst nicht die Wirkung haben wie die Schläge im Stand, da — wie jeder, der sich ein wenig mit Boxen auskennt, weiß — die Kraft aus der Drehung des ganzen Körpers kommt und nicht nur aus den Oberarmen. Da man auf dem Boden meist aus viel kürzerer Distanz schlägt, ist der Schaden, den man dort anrichtet, meist weniger verheerend. Auch ist es meist unklug besonders viel Kraft in einen Schlag zu stecken, da dies den unten liegenden Gegner oft die Chance gibt diesen durch einen Aufgabegriff oder durch das Drehen der Position zu kontern. Ein gutes Ground and Pound zeichnet sich besonders dadurch aus, dass nur dann geschlagen wird, wenn es gerade taktisch klug ist und man die Position dadurch nicht verliert.
Als „Erfinder“ des Ground and Pound wird der ehemalige UFC Heavyweight Champion Mark Coleman angesehen. Durch seine exzellenten Fähigkeiten im Ringen (NCAA Champion, Pan Am Champion, Silbermedaillengewinner bei der Weltmeisterschaft, Olympia-Teilnehmer) konnte er bei UFC 10 und 11 seine Gegner zu Boden bringen und diese dort mit Schlägen attackieren und den Kampf beenden. Damals hat er mit dieser noch sehr neuen Kampfstrategie an einem Abend jeweils mehrere Gegner geschlagen und bei UFC 10 und 11 das Turnier gewonnen. Es wurde somit eine neue Kampfstrategie geboren auf die heute noch viele Kämpfer (insbesondere Kämpfer mit Ringerhintergrund) zurückgreifen.
Besonders berühmt für sein Ground and Pound ist der ehemalige UFC-Schwergewichtschampion Cain Velasquez. Dieser ist bekannt für sein zerstörerisches Ground and Pound, mit welchem er seine Gegner regelrecht zermürbt. Er sucht zuerst die Nahdistanz beziehungsweise den Clinch, wo er seine Gegner mit Uppercuts bearbeitet. Danach versucht er sie zu Boden zu bringen um dort sein gefürchtetes Ground and Pound zu entfesseln.
Das Suchen eines Aufgabegriffes war meist nicht der Plan eines Cain Velasquez oder Mark Coleman. Voraussetzung für solch eine Kampfstrategie ist aber vor Allem, dass man über eine exzellente Kondition verfügt, sehr gut ringen kann, dass man in der Lage ist den Gegner am Boden durch gute Positionierung festlegen zu können und eine sehr gute Submissionverteidigung.
Andere Kämpfer wie Chael Sonnen, Frankie Edgar oder Chris Weidman verfolgen auch sehr oft die Strategie des Ground and Pound, wobei diese auch nicht nur das Kampfende durch TKO suchen, sondern auch immer einen Aufgabegriff in Betracht ziehen.
Zudem gibt es auch noch Grappler wie Gunnar Nelson oder Demian Maia, welche Schläge eher strategisch einsetzen, damit man den Gegner zwingt Fehler zu machen, um diese entweder direkt zur Aufgabe zu zwingen oder in eine noch dominantere Position zu gelangen. Ziel ist aber eigentlich immer die Submission.
Eine weitere „Strategie“ Ground and Pound einzusetzen ist das „Lay and Pray“. Erfunden wurde dieser Begriff vom MMA-Kommentator Stephen Quadros, welcher damit die Situation beschreibt, dass ein Ringer oder Grappler seinen Gegner zwar am Boden hält, aber nicht besonders viel Schaden mit Schlägen anrichtet oder eine Submission sucht. Man liegt also auf dem Gegner (lay) und hofft, dass die positionelle Dominanz ausreicht um auf den Punktezetteln zu gewinnen (pray).
MMA-Kämpfern wie Jon Fitch, George St Pierre oder Ben Askren, hat man oft unterstellt diese Taktik zu nutzen und so einen risikoarmen Kampf zu bestreiten, was aber auch immer im Auge des Betrachters liegt.
Man kann Ground and Pound also auf verschiedene Arten nutzen, aber der geschickte Einsatz von Ground and Pound erfordert oft ein hohes Fähigkeitslevel in Aspekten wie Positionierung oder Submissionverteidigung. Denn gerade das Faszinierende oder das Neuartige am MMA ist es doch, dass auch der Gegner aus der vermeintlich „schwächeren“ unteren Position den Kampf noch drehen oder durch Submission beenden kann.
Manchmal ist es auch einfach taktisch klüger sich mit gewissen Gegnern nicht auf den Bodenkampf einzulassen, da dies schnell nach hinten losgehen kann.
Ein gutes Beispiel hierfür war der Sieg von Fabricio Werdum gegen Fedor Emilianenko durch Triangle Choke. So wollte Fedor nach seinem Knockdown bei Werdum mit Ground and Pound nachsetzen und den Kampf beenden, befand sich aber kurz darauf in einem Würger, aus dem es kein Entkommen mehr gab.
Auch Chael Sonnen hat es in dem legendären ersten Kampf mit Anderson Silva viereinhalb Runden geschafft diesen mit Ground and Pound aus der Guard zu attackieren und hatte somit den Kampf eigentlich schon klar auf den Punktezetteln gewonnen, landete dann aber ebenfalls in einem Triangle Choke von Silva und verlor den Kampf denkbar spät.
Andersrum ist es aber auch schon oft genug vorgekommen, dass ein Grappler seine auf dem Papier besseren Fähigkeiten am Boden nicht ausspielen konnte, da das Ground and Pound des Gegners ihn so unter Druck setzte und eine Offensive von unten sehr erschwerte. Schon Carlson Gracie sagte: „Schlag einem Schwarzgurt einmal ins Gesicht und er wird ein Braungurt. Noch einmal: lila“.
Viele Weltklasse-Bodenkämpfer wie Marcelo Garcia oder Saulo Ribeiro haben es nicht geschafft ihre Dominanz, welche diese auf diversen Grappling-Wettbewerben beweisen konnten, auf das MMA zu übertragen: Wenn Schläge mit im Spiel sind, verändert sich das gesamte Spiel am Boden.
Auch heute noch ist es für den Zuschauer eine spannende Angelegenheit welcher Kämpfer seine speziellen Fähigkeiten durchbringen kann. Jeder Kampf hat da seinen besonderen Reiz.
Ob zum Beispiel der Bodenkämpfer es schafft den Striker zu Boden zu bringen, ob es der Ringer schafft die Angriffe des Bodenkämpfers von unten zu neutralisieren und selbst mit Schlägen zu attackieren, ist immer besonders spannend zu verfolgen. Da vor Allem die Kämpfer auf lokaler Ebene nicht so rund sind in allen Bereichen wie international, ist es immer noch besonders spannend zu sehen, welcher Stil sich durchsetzt. Ein gutes Beispiel eines solchen Kampfes war der Kampf von Roman Kapranov aus Saabrücken gegen Selim Agaev aus Hamburg bei We Love MMA 12 in Hannover. Roman war in erster Linie für seine guten Nehmerqualitäten und seine verschiedenen Aufgabegriffe bekannt, wohingegen Selim eher für sein starkes Ringen und hartes Ground and Pound bekannt war. In diesem Kampf war es Selim, welcher den Kampf knapp gewinnen konnte, da er allen Aufgabegriffen von Roman — teilweise auch sehr knapp — entkommen konnte und selber durch Schläge am Boden viel Schaden austeilen konnte. Hätte aber auch anders ausgehen können.
Ein gutes Ground and Pound braucht Übung, Kondition, Kraft und Geschicklichkeit und es lohnt sich seine Aufmerksamkeit auf die kleinen Feinheiten zu lenken, welche das MMA so spannend machen.