Der Prinz spricht: Karriere, Kommentieren und Weight-Cutting mit Rany Saadeh
Rany Sadeeh ist nicht nur eines der vielversprechendsten MMA-Talente Europas, sondern auch englischer Kommentator für We Love MMA. Sadeeh hat bereits viel erlebt im MMA.
„Ich habe mit dem Training begonnen, als ich fünf Jahre alt war. Ich war immer schon ein schmächtiges Kind und mein Vater wollte, dass ich mich verteidigen kann. Also habe ich Shotokan Karate gemacht und ich hatte Spaß dabei, bis ich mit 12 oder 13 realisiert habe, dass es mir in einem echten Kampf nichts nützen würde. Ich glaube aber trotzdem, dass es mir ein gutes Gespür für Bewegungen gegeben hat.“ Nach kurzem überlegen: „ Und wenn ich ganz ehrlich bin, gab es da eine Zeit in der ich Pro-Wrestler werden wollte.“
Er begann sein MMA Training zusammen mit Atiila Korkmaz, einem langjährigen Freund mit dem gleichen Interesse für den Sport. „Ich erinnere mich noch an meinen ersten Amateur Kampf und daran, wie ich meine Mutter überzeugen musste das wir Schutzausrüstung tragen und das mir nichts passieren würde.“ Er lacht: „Mütter machen sich immer Sorgen.“
Mit 16 begann er zusammen mit Frank Burczynski in der iMAG Berlin zu trainieren. „Als Kämpfer hatte ich das Gefühl, mich beweisen zu müssen. Also habe ich gleich bei den Erwachsenen mittrainiert. Trail by fire.“
Der Weg zum Pro
„Schon als Teenager habe ich mir selber gesagt, du kannst hier wirklich etwas bewirken. Ich war der Meinung, dass die deutsche MMA-Szene noch einen langen Weg vor sich hat. Meine ersten drei Kämpfe habe ich in Deutschland gemacht. Einen von ihnen bei We Love MMA. Dann bin ich zu UCC 12 und habe dort gegen einen Typen aus Manchester mit dem Namen Pietro Menga gekämpft. Dort habe ich zum ersten Mal verloren. Ich erinnere mich, dass Frank mir gesagt hat: Dein Strinking ist so gut, dass du dein Ground-Game ignoriert hast. Das war ein Weckruf für mich, mein Grappling zu verbessern und ein ausgeglichener Kämpfer zu werden.“
„Sechs Monate später habe ich mit nur fünf Tagen Vorbereitung wieder in Manchester gekämpft. Diesesmal konnte meine Ecke leider nicht mit nach Manchester kommen, also schrieb ich meinem früheren Gegner Pietro. Er war super nett. Er half mir mit dem Abnehmen, fuhr mich zu den Weigh-Ins und stand in meiner Ecke. Der Kampf war hauptsächlich im Stand und trotzdem spürte ich eine Verbesserung am Boden. Der Kampf war in Manchester gegen einen Lokalmatadoren, also hätten mir die Ringrichter wahrscheinlich nicht den Sieg nach Punkten gegeben. Also haben wir vor der dritten Runde den Gameplan noch einmal kompoett geändert. Ich habe ihn dann zu Boden gebracht und ihn per TKO mit nur zehn Sekunden auf der Uhr gefinished. Ohne diese Veränderung durch Pietro hätte ich den Kampf wahrscheinlch niemals gewonnen – es war verrückt.
„Ich wollte schon immer auf einer großen Bühne kämpfen. Ich denke das es wichtig für Kämpfer ist fit zu bleiben, Risiken zu nehmen und ein Resümee aufzubauen. Es wird um einiges leichter mit der Zeit. Nach dem Kampf hatte BAMMA Interesse an mir und ich begann dort zu kämpfen. Jetzt hatte ich eine echte Möglichkeit, mein Können unter Beweis zu stellen. Ich bestritt dort fünf Kämpfe und wurde der längste amtierende Champion bis sie aufgehört haben, Shows zu veranstalten. Nach BAMMA bin ich zu ACB Momentan bin ich ohne Vertrag.“
Kampfgewicht
„Für mehr als fünf Jahre habe ich als Flyweight gekämpft. Jetzt bin ich im Bantamweight. Ich bin gewachsen. Ich könnte immer noch bis aufs Flyweight runter, aber ich will diese harten Weight-Cuts einfach nichtmehr machen. Diese vier extra Kilos bis zum Flyweight sind echt kräftezehrend. Ich musste mich dazu zwingen zum Training zu gehen und haargenau darauf zu achten, was ich esse. Auch wenn ich einfach ausgepowert war. Jetzt kann ich auch einmal zuhause bleiben und zocken. Ich verstehe jetzt besser den Wert von Regeneration und Erholung.“
Kommentieren für We Love MMA
„Kommentieren macht mir richtig Spaß. Es geht ja um etwas, was ich eh die ganze Zeit analysiere und worüber ich eh immer spreche. Ich bin jetzt in einer Beobachter Rolle mit all dem Wissen, dass ich mir als Kämpfer angeeignet habe. Es ist wirklich interessant, wenn du wirklich jeden Kämpfer und ihre Entscheidungen analysieren musst. Bis jetzt genieße ich es sehr.“
Er weiß auch We Love MMAs Einstellung zum Sport zu schätzen. „Als Promotion bringt We Love MMA eine anderes Publikum in die Halle. Sie machen den Sport für ein Mainstream Publikum interessant. Sie füllen größere Hallen, als die meisten anderen europäischen Organisationen und arbeiten sehr konstant.“
We Love MMA Champions
Kam ist noch am Anfang seiner Karriere. Er ist sehr ausgeglichen in seinen Fähigkeiten. Es gibt aber einen Haufen Herausforderer bei We Love MMA, die ihm diesen Gürtel streitig machen wollen.
Adrian hat sehr viel Talent. Er hat auch schon sehr erfahrene Gegner besiegt. Er sollte sich mal nach Kämpfen im Ausland umschauen.
Dustin ist sehr loyal und ein guter Champ für We Love MMA. Und er ist sehr talentiert. Manche Leute verlieren ihre Motivation nach einer Titelverteidigung, aber will sich immernoch beweisen. Er will in einer großen Organisation kämpfen. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um seine Fähigkeiten gegen einen Gegner auf einem höheren Level zu testen. Sein nächster Kampf sollte gegen jemanden sein in der europäischen Top 10. Cage Warriors, XFN, etc.“
Was studierst du?
„An der Uni habe ich Sportwissenschaften studiert, weil ich mein Training auch mit dem wissenschaftlichen Aspekt angehen können wollte. Nach all dem, was ich in den fünf Jahren Studium gelernt habe, denke ich, dass sich mein Kampfstil stark verändert hat. Das Problem mit Sportwissenschaften ist, dass man in Saisons arbeitet oder in Vier-Jahres Olympia-Zyklen mit weniger komplizierten Sportarten. Ich war in Brasilien, Nova Uniao, und wie trainieren ist krank. Das steht im Kontrast zu all dem, was ich gelernt habe. Aber so funktionieren Kämpfer. Ich habe auch schon Kämpfer getroffen, die noch nie eine Hantel angefasst haben und trotzdem stärker sind, als die die dreimal die Woche Gewichte heben.
Die Zukunft
Nach allem was bereits hinter ihm liegt hat der Prinz hohe Erwartungen an sich selbst. „Ich war unter einem exklusiven Vertrag bei ACB und bin jetzt wieder frei. Ich bin bereit für den nächsten Schritt in meiner Karriere. Ich spreche momentan mit unterschiedlichen Promotions und hoffe dieses Jahr dreimal kämpfen zu können.“