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BOXEN – Die „Sweet Science“ im MMA. Auf verlorenem Posten oder Basis für den großen Erfolg?

URSPRUNG

Erste Formen des Faustkampfes waren schon 3.000 v.Chr. bei Hochkulturen wie den Berbern oder frühen Ägyptern bekannt und begleiten die Menschheitsgeschichte seitdem. Während der Faustkampf in vielen Ländern unterschiedliche Formen annahm, hat der heutige Boxsport seine Wurzeln im England des 18. Jahrhunderts. Die Preiskämpfe in den Londoner Arenen waren ein beliebtes aber blutiges Spektakel und führten dazu, dass im Laufe der Jahre die Regeln immer mehr verschärft wurden. 1867 wurde mit den neu eingeführten „Queensberry-Regeln“ die Geburt des modernen Boxsports gefeiert und das Ende der „Bare-knuckle“-Kämpfe besiegelt. 1904 wurde der Boxsport zum ersten Mal bei den Olympischen Spielen ins Programm aufgenommen.

DER KLASSISCHE BOXKAMPF

Zwei Kämpfer stehen sich in einem quadratischen Ring gegenüber und versuchen sich gegenseitig mithilfe von Fauststößen zu besiegen. Legale Trefferzonen sind Oberkörper und Kopf des Gegners. Die einzige Waffe des Boxers, seine Fäuste, werden bandagiert und mit gepolsterten Boxhandschuhen geschützt. Ein WM-Kampf ist im Profiboxen auf zwölf Runden a drei Minuten angesetzt. Es gewinnt derjenige Boxer, der seinen Gegner sauber ausknocken kann, ihn drei Mal in einer Runde zu Boden schickt oder nach Ablauf der Zeit nach Punkten vorne liegt. Zudem kann der Kampf durch Disqualifikation enden oder vom Ringrichter nach schwerwiegenden Regelverstößen oder deutlicher Überlegenheit eines Boxers beendet werden.

DIE WAFFEN EINES BOXERS

Der Jab, ein kurzer, schneller Schlag mit der Führhand, dient dazu die Distanz zum Gegner auszuloten und Lücken in seiner Deckung aufzuspüren. Darauf folgt als zweiter Teil der klassischen Eins-Zwei-Kombination eine harte Gerade mit der Rückhand. Haken und Uppercuts, die speziell im Clinch zum Einsatz kommen, runden das Arsenal der Boxer ab. Sie verfügen über sehr gute Reflexe und eine starke Deckungsarbeit, die sie schwer zu treffen macht. Boxer haben oft enorme Nehmerqualitäten und geraten beim Schlagabtausch nur äußerst selten unter Druck. Während sie sich im Clinch oft noch behaupten können, haben sie keinerlei Techniken, um den Gegner im Bodenkampf Paroli bieten zu können.

BEKANNTE GESICHTER

Das negative Bild des klassischen Boxers im MMA geht vor allem auf die erste UFC aus dem Jahr 1993 zurück. Dort stellte der Amerikaner Jimmerson seine Überheblichkeit zur Schau, indem er gegen den späteren Turniersieger Royce Gracie mit nur einem Boxhandschuh antrat. Jimmerson landete nicht einen Treffer und wurde von dem brasilianischen Griffkampf-Spezialisten am Boden in Windeseile besiegt. 2010 kämpfte mit James Toney der bislang populärste Boxer unter MMA-Regeln, wurde aber vom Ringer Randy Couture ebenso schnell und unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück geholt und besiegt. Licht am Ende des Tunnels für die Boxer bedeutete 2014 die Ankunft der ehemaligen Boxweltmeisterin Holly Holm in der UFC, die sich sogar den Titel erkämpfen konnte.

DAS GEHEIMREZEPT ZUM ERFOLG

Zwischen James Toney und Holly Holm liegen Welten – nicht, was das Boxerische angeht, sondern vor allem, was die Lernbereitschaft betrifft. Holm hat ihre Boxkarriere geopfert, um sich dem MMA mit all seinen Aspekten zu widmen, während Toney seine Schlagkraft und große Klappe alleine für ausreichend hielt. Holms Karriere steht stellvertretend dafür, dass erstklassige Boxer im MMA nicht auf verlorenem Posten stehen. Die größten Baustellen sind in erster Linie die fehlenden Kenntnisse im Ringen und dem Brazilian Jiu-Jitsu, die unabdingbar sind, wenn man nicht am Boden gnadenlos untergehen will. Im Standkampf kann es der Boxer im MMA mit jedem Gegner aufnehmen, muss sich dort aber vor allem vor Tritten zu schützen wissen.

EINFLUSS AUF DEN MMA–SPORT

Die Basisschläge des Boxens bilden das Grundgerüst des Standkampf-Repertoires eines jeden MMA-Athleten. Während klassisches Boxen vor allem wegen seiner Haltung anfällig für Ringerangriffe ist, wurde das Boxen im Laufe der Jahre an den MMA-Sport angepasst. Nicht nur das Boxen aus der Distanz, sondern viel mehr Boxtechniken im Clinch sind im MMA heute an der Tagesordnung. Die Zeiten, in denen Athleten ohne eine solide Basis im Boxen weit gekommen sind, sind auf internationalem Niveau schon lange vorbei. Auf sich allein gestellt ist das Boxen im MMA zum Scheitern verurteilt. Richtig kombiniert lehrt es die Gegner im Käfig das Fürchten – wie im Fall von Jiu-Jitsu-Schwarzgurt Nick Diaz, der seine Kenntnisse im Bodenkampf mit klassischen Boxtechniken auf höchstem Niveau ergänzt hat.

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